LEITBILD UND GRUNDANNAHMEN
1. Die Art und Weise ihres Umgangs mit Sterben, Tod und Trauer sagt Wesentliches über die Menschlichkeit und Würde einer Gesellschaft und ihrer Kultur aus. Sterbebegleitung, Palliative Versorgung und Trauerbegleitung sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die jeden Menschen angehen. COACH-UND-CARE-PALLIATIV ist aus dem Wunsch entstanden, unterstützende Erkenntnisse und Methoden aus Coaching, Beratung, Psychotherapie und Organisationsentwicklung für in der Palliativbegleitung tätige Menschen und Organisationen auf möglichst vielfältige und "passgenaue" Art und Weise nutz- , anwend- und vermittelbar zu machen. Gerade Menschen, die in einem sie und andere persönlich und existentiell sehr herausfordernden Bereich arbeiten, sei es direkt oder organisierend, können davon profitieren
2. "COACH-UND-CARE-PALLIATIV" richtet sich nach drei grundlegenden Perspektiven aus:
der palliativ-hospizlichen, der systemischen und einer erweiterten salutogenetischen Perspektive.
a) in Anlehnung an Martina Kern lassen sich folgende Aspekte einer palliativ-hospizlichen Haltung beschreiben: Radikale Patientenorientierung, Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Sterben, Tod, Trauer und eigenen erlernten Mustern, Anerkennen eigener Grenzen, Wertschätzung, Respekt, Sensibilität, Dien-Mut, Präsenz, Achtsamkeit, Wahrnehmung, Anfängergeist, Interdisziplinarität.
b) Alle Beratungen, Schulungen, Workshops und Interventionen basieren darüber hinaus auf einer systemischen Haltung, die immer auch nach den Kontextbedingungen fragt und forscht, in denen Palliative Care Anwendung findet oder finden soll. Systemische Grundannahmen sind dabei:
1. Systeme bestehen aus ihrer stets wechselwirksamen Kommunikation in ihrem jeweiligen Kontext und bedürfen zu ihrem Erhalt und Überleben immer auch der Veränderung und Selbstregulation.
2. In sozialen Systemen ist der wechselseitige, respektvolle Abgleich über das jeweilige subjektive Wirklichkeitserleben im Sinne verschiedenartiger Wirklichkeitszugänge und -konstruktionen zentrale Voraussetzung für gelingende Kommunikation.
2. Veränderungen der Kontextbedingungen verändern auch die Anwendung von Palliative Care und die Kommunikation, z.B. in Pflege- und Betreuungsbeziehungen. Diese Veränderungen können das Umsetzen von Palliative Care erleichtern und fördern oder erschweren und hemmen.
3. Innerhalb eines Systems haben alle Faktoren im Sinne von Wechselwirkungen einen Einfluss auf den anderen. Mitunter führt eine kleine Veränderungen in einem Bereich zu großen Veränderungen im Ganzen.
c) Dritte Perspektive neben der palliativ-hospizlichen und der systemischen ist eine erweiterte salutogenetische Perspektive nach Antonovsky, die auch im Organisationskontext förderliche Ansätze bietet. Nach Antonovskys Salutogenese basieren Gesundheit und Gesunderhaltung psychologisch auf drei Faktoren des von ihm so genannten "sense of coherence", der aus drei Aspekten besteht:
1. Verstehbarkeit der eigenen Situation, 2. Handhabbarkeit der Herausforderungen und 3.Sinnhaftigkeit des Annehmens und Bewältigens der Situation. Eine von Mechthild Reinhard aus systemischer Perspektive beschriebene, ergänzende Dimension ist 4. das Vertrauen in den Prozess, wenn eine komplette Steuerung, Kontrolle und stetige Überschaubarkeit einer Entwicklung nicht möglich ist.